Keine Katastrophen, keine Kulinarik.


Regelmäßig sind wir auf der Suche nach Vorlese-Literatur. Das heißt Kurzgeschichten zwischen 3 und 6 Seiten Länge. Also kurz genug, dass man nicht beim Vorlesen einschläft und lang genug, dass man am Ende der Geschichte einschlummert. Beim Titel “Kulinarische Katastrophen weltberühmter Köche” sind wir hellhörig geworden. Leider muss man sagen. Denn entweder wir waren schon nach 1,5 Seiten vor Langeweile eingeschlafen oder wir wurden am Ende recht verwirrt zurückgelassen, da noch gar keine Katastrophe geschehen war. Von Kulinarik ganz zu schweigen.

Generell lässt sich festhalten, dass berühmte Köche vor allem ein großes Ego haben — zumindest die 30, die es in das Buch geschafft haben. Und gerne erzählen sie davon, wie einzigartig anspruchsvoll gerade ihr Restaurant, ihre Küche, ihr Kochstil ist. Wenn denn überhaupt Katastrophen geschehen, dann sind sie nicht kulinarischer Art sondern eher logistischer oder technischer Natur. Und dann ist natürlich der Cheffe persönlich der Retter in der Not, der einsame Held, ohne den die Apokalypse gedroht hätte. Das Ganze versüßt mit ein paar pseudo-tiefgründigen Überlegungen darüber, was von der Episode zu lernen ist fürs Leben. Kostprobe? “Gelernt habe ich dabei, wie schnell man tatsächlich sein kann, wenn es nicht anders geht”. Oder “die wertvollste Lehre war jedoch, dass man jeden Tag neu anfängt”.

In den allermeisten Geschichten kommen allerdings überhaupt keine Katastrophen vor, welcher Art auch immer. Harald Wohlfahrt verbrennt nachmittags das Roastbeef für das Abendessen am Abend drauf. Lösung? Es wird einfach neues Roastbeef gekauft und bis dahin gebraten.Tom Aikens hat seinen Job als Koch gekündigt weil er lieber feiern wollte, aber dann hat ihn sein Chef überzeugt, wieder einzusteigen. Das war die Geschichte, kein Scherz. Also wollen diese Köche uns weismachen, dass sie einfach so perfekt sind, dass ihnen nie Katastrophen passieren?

Na ja, gute Erzähler sind die meisten jedenfalls nicht unbedingt. Fazit: Köchen lieber im Restaurant als Gast einen Besuch abstatten als sie abends im Bett zu lesen.

Musikempfehlung dazu kann nur sein: Culture Beat – Mr. Vain