Mal wieder wollen wir einen kleinen kulinarischen Reisebericht abgeben. Diesmal geht’s mittenrein in die hervorragende persische Küche. Und wir folgen dem altbewährten Prinzip: Claire grün, Juliana blau.

So unschuldig fing unser Irantrip an. Kaum in Teheran gelandet, ging es gleich um 5 Uhr nachts zum “Kaleh Pasheh”. Unsere iranische Freundin Shabnam hatte uns das vorgeschlagen. Sonst kommt man ja nicht auf sowas. Noch vor der Dämmerung sämtliche Teile eines Lammkopfs verspeisen?
Vor dem kleinen Restaurant “White Lamb” wurden wir dann nicht nur von Shabnam, sondern auch von zwei ihrer Freunde empfangen. Insgesamt war der Laden gut besucht. Und es roch krass nach … ja … Lamm.

Zunächst kam die Brühe. Dort presste man etwas “Norange” rein. Eigentlich wie Orange, aber laut Shabnam was ganz anderes. Dann wurde Brot reingekrümelt und ab in den Mund. Ganz lecker, doch. Auf einer gemischten Platte kam gleich darauf alles an: Augen, Hirn, Bäckchen … und ein paar Füße. Ochja. Es schmeckte alles sehr zart und lecker. Wir waren ja Gott sei Dank etwas übermüdet und konnten das süße Lammbild ganz gut ausblenden, das uns von der Wand aus entgegenäugte.
Also dazu muss man sagen, dass Juliana weder das Hirn, noch die Augen oder die Füße probiert hat. Soooviel verpasst hat sie aber nicht, wenn ich ehrlich bin.
Dazu trinkt man am besten Dogh. Das besteht aus Joghurt, Wasser und Kräutern und schmeckt köstlich. Andere leckere Getränke waren Minzwasser (oder Wasser mit anderen Pflanzensirups, z.B. Norangeblüten) und Dattelmilch.

Nach kurzem Ausschlafen ging es in die Sommerresidenz des letzten Schahs. Da gerade alle Nouruz (persisches Neujahrsfest) feierten, wars dort nicht nur sehr voll, sondern es gab auch total viele Leckereien. Und wir durften überall kosten. Die Damen unten boten jede Menge süßsauer eingelegte Früchte und Gemüsesorten an. Die Pickles begegneten uns dann auf jedem Markt in Hülle und Fülle. Wir kauften eine Art Marmelade, die war nämlich besonders lecker.

Allgemein fanden wir stets und überall irgendwas Schmackhaftes zum Anknabbern. Besonders verbreitet war Ash, eine Art Suppe, aber sehr dicklich. Auf dem Bild unten ist die Variante mit lustigen wabbeligen Nudeln, Petersilie und Kichererbsen zu sehen. Darauf gibt man verschiedene Sößchen, z.B. Minzsoße. Lecker fanden wir auch die Dolmeh, das sind gefüllte Weinblätter. Und natürlich das Kebab in allen Variationen, am besten mit Lamm. Insgesamt kann man im Iran aber auch als Vegetarier ganz gut auskommen.
Weiter geht’s in schnellem Lauf. Da Shabnam recht schnell – quasi nach den ersten 5 Minuten – merkte, dass wir uns verstärkt für die Schmakazien ihres Landes interessierten, zeigte sie uns am nächsten Tag noch vor allem anderen einen schönen Food-Bazar. Und bereute es wahrscheinlich sehr schnell, denn wir wollten überall schnuppern und kosten und fragen und nerven. Aber es wahr einfach zu verlockend. Es gab so viel Neues. Sympathisch fanden wir z.B. einen Stand, an dem man seine persönliche Kräutermischung direkt von professioneller Hand zusammenstellen und ganz frisch häckseln lassen konnte (im Bild links unten).

Darauf erstmal eine kleine Erfrischung. Es gab jede Menge “Scheinbier”, also im Prinzip Limonade, die leicht mit Malz versetzt war und überhaupt nicht nach Bier, aber dennoch sehr fein schmeckte. Bei der Variante rechts war interessant, da sie sich wohl nicht sicher waren, wo es nun das bessere Bier gibt. Bavaria oder Holland. Natürlich leisteten wir fleißig Aufklärungsarbeit.

Nach einer wunderbaren Tour durch Teheran wollte uns Shabnam eine weitere Spezialität kosten lassen: Dizi. Das Restaurant war so beliebt, dass wir erstmal eine gute Stunde warten mussten, bis wir reindurften. Eine exzellente Gelegenheit für Gespräche über Iraner in der Sauna, Weindealer und Nosejobs. Danach hatten wir richtig Appetit.
Das Dizi heißt eigentlich offiziell Ābgusht und ist wieder mal nichts für schwache Gemüter. Es riecht ähnlich wie am ersten Tag beim Lammkopf-Füttern. In den Eintopf kommen neben Lamm auch Kichererbsen, Bohnen, Kartoffeln, Tomaten und getrocknete Limetten. Das Ganze wird in einem traditionellen Gefäß serviert (das Dizi heißt, daher der Name des Gerichts) zusammen mit einer Art dickem Caipirinha-Stoßer. Der Eintopf wird in 2 Schritten gegessen: Erstmal wird der flüssige Teil abgeschöpft und mit Fladenbroteinlage verputzt. Dann wird der Rest mit dem Stoßer zermahlen, inkl. weichgekochtem Fleisch.
Auf dem Tisch wie auch sonst im Iran ganz viele frische Kräuter. Und allerlei eingelegte Kleinigkeiten. So haben wir unser Eintopfmus verputzt und das Ganze mit einem Tee sacken lassen. Echte Digestifs gibt’s ja nicht, Alkohol ist offiziell verboten. Aber scheinbar auf illegalem Wege recht einfach aufzutreiben, denn wir haben während des Urlaubs doch einige Gläschen Wein genossen im privaten Kreise.

Am Abend ging es dann auf eine Wasserpfeife in einem gemütlichen Teehaus in Darakeh am Fuße des Alburz-Gebirges. Dort trifft sich die Jugend, die ja nicht in Bars rumhängen kann. Es gibt auch hier überall was zum Kosten, z.B. grüne Mandeln, die man samt Schale ist. Sie sind immer leicht gesalzen und schmecken sehr frisch.

So, das dürft ihr jetzt erst mal verdauen. Aber es gibt ja noch so viel mehr zu zeigen, deshalb melden wir uns bald mit dem zweiten Teil unseres Iranberichts. Khoda Hafez!