Wir nutzten die Ostertage für einen pompösen Ausflug in die Hauptstadt der Gaumenverzückungen. Und man kann uns nicht vorwerfen, wir hätten das nicht genug ausgekostet. Viele der Schlemmereien waren wirklich einzigartig und nachahmungswürdig – deshalb hier eine kleine Berichterstattung.
Frühstück im Du Pain et des Idées (34 Rue Yves Toudic, 10ème)
Tag eins begannen wir – noch recht brav – mit einem Boulangerie-Überfall und nachfolgender Verköstigung am Canal St. Martin. Der Laden sah erst mal etwas gehypt aus, die Leute standen Schlange und ich bekam schlechte Laune. Dann muss ich aber wirklich zugeben, dass sich jede Wartesekunde gelohnt hat. Wunderfluffiger Teig, herrliche Knusprigkeit und kein bisschen zu viel Zucker:
Mittag in der Rue des Rosiers (Marais, 4ème)
Falafel geht immer, und um dieses hier prügelten wir uns fast. Es geht einfach nichts über Auberginen. Sicher kann man hier noch viele weitere jüdisch-arabische Spezialitäten kosten, die wir allerdings nur unseren Augen gönnten.
Abendessen im Izakaya Taisho-Ken 3 (11 Rue Sainte-Anne, 1er)
Wer in Paris weilt, sollte japanisch essen. Unbedingt. Dazu einfach in die Rue Sainte-Anne gehen und einen der tausend Japaner dort auswählen. Dieser hier ist der beste, der uns bis jetzt untergekommen ist. Wenn irgendwie möglich, sollte man probieren, die kleine “Lounge” links zu bekommen. Wir bestellten einfach mal Querbeet: die obligatorischen Edamame, Udon-Suppe mit Tempura-Gambas, Rind-Teriyaki und gemischte Yakitori.
Auch wenn wir danach platzevoll waren, mussten wir uns alle zusammenreißen, nicht noch eine weitere Portion der extrem leckeren Gyoza zu bestellen:
Betthupferl mit Käseschoki von Jean-Paul Hévin (231 Rue Saint-Honoré, 1er)
Claire hatte von einem Kollegen erfahren, dass es bei diesem Schokoladenladen eine ganz besondere Spezialität gibt: mit Schoki umhüllten Käse. Klingt interessant, ist es auch. Es gab Ziegenkäse, Roquefort, Pont-L’évêque und Époisse. Jeweils mit unterschiedlichen Kräutern und Gewürzen wie Thymian oder Kreuzkümmel.
Claire hat ein Pralinchen gereicht, für mich (normalerweise eher Schokoladenverächter) einfach fantastisch. Wirklich.
Und so sah das Ganze aufgeschnitten aus:
Nächster Tag: Austernfrühstück im Pleine Mer (22 Rue Chabrol, 10ème)
So, am zweiten Tag in Paris müssen es nun aber wirklich Austern sein. Auf nüchternen Magen, dafür mit einer Karaffe schönen Muscadet. Die Besitzer von Pleine Mer wechseln sich ab mit der Fahrt in die Bretagne, wo sie ständig frische Austern aus ihrer eigenen Farm holen. Das ist einer der netten Herren:
Der Name “Pleine Mer” übrigens deshalb, weil die Austern in Becken mit purem Salzwasser veredelt werden (bei den sonst üblichen “Fines de Claire” wird das Wasser teils mit Süßwasser versetzt, was die Austern weniger nach Jod schmecken lässt). Leider waren wir für die wilden Austern zu spät dran. Die gibt es immer Dienstag und Freitag recht früh. Das Aufstehen lohnt sich bestimmt. Wir bestellten die normalen, auch köstlich, sowohl die tiefen (vorne im Bild) wie auch die flachen (auf dem hinteren Teller) , beide in Größe No. 3.
Mittagessen im Café du Centre (58 Rue Montorgueil, 2ème)
Nun waren wir schon abgehärtet, zu Mittag gab’s Tartar. Bestimmt nicht das beste seiner Sorte, aber ok – und die Location war sonst sehr schön.
In dieser schönen Straße kann man auch wunderbar kleine und große Schweinereien entdecken. Törtchen, Pasteten, Brathähnchen, Pralinen, mmmmhhh!
Finale: Abendessen im Au Passage (1b Passage Saint-Sébastien, 11ème)
Zugegeben, man läuft hier nicht zufällig lang. Das Au Passage ist noch ganz frisch und unbekannt und etwas abseits. Aber sehr designig und sehr lecker. Die Bedienungen waren sichtlich glücklich mit ihrem Job. Und beste Unterhaltung gab’s umsonst – von einem Pärchen, das so gar nicht voneinander lassen konnte. Diese Pariser.
Die Küche hatte etwas skandinavisches, viel Fisch, eher kalt, eher kleine Portionen, als Tapas gedacht. Wir bestellten alles mögliche und teilten. Zunächst Langusten mit Knoblauch-Mayo, Burrata und Muscheln mit Nüssen in Rotwein:
Weiter geht’s mit gemischtem Salat, Tartar (diesmal richtig, mit gewürfeltem Fleisch und zum Selbstanrühren), rohem Bonito (ähnlich wie Thunfisch, aber noch etwas fester und heller) und einer Schokoladen-Ganache mit etwas Karamell und Meersalz.
Na, Appetit? Dann ab nach Paris!